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Android-Apps programmieren: Mit und ohne Coding einsteigen
Träumst Du schon länger davon, Deinen eigenen Beitrag zur App-Vielfalt im Google Play Store zu leisten? Hast Du die ultimative Idee für eine App, aber keinen Plan, wie Du vorgehen sollst? Mit unseren Tipps für (werdende) App-Entwickler fällt Dir der Einstieg leicht und Du kannst vielleicht schon bald eine Menge Downloads verzeichnen.
Das Programmieren von Apps für Android ist an sich kein Hexenwerk. Zwar gibt es durchaus komplizierte Funktionen, die von Hand und in C++ geschrieben werden müssen und sollten – es existieren darüber hinaus aber auch Entwicklertools, die Dir das Leben leicht machen und schnell verwertbare Ergebnisse liefern. Auch Google unterstützt dich als Entwickler mit einer eigenen Entwicklungsumgebung.
Erste Schritte in der App-Entwicklung
Wenn Du eine eigene App entwickeln möchtest, solltest Du zunächst zumindest grundlegende Kenntnisse im Bereich Programmierung haben oder Dir diese aneignen. Erfahrungen mit Java und/oder C++ sowie im (grafischen) Softwareentwurf sind überdies hilfreich. Um in die Entwicklung Deiner eigenen App einzusteigen, solltest Du zunächst die Idee skizzieren. Vermutlich hast Du eine bestimmte Anwendung im Kopf, die es so noch nicht gibt oder die Du in deutlich verbesserter Form entwickeln möchtest. Setze Dich also zunächst hin und arbeite an Deinem App-Entwurf:
- Was ist das generelle Thema der App? Beschränke Dich lieber auf ein bestimmtes Thema und fokussiere genau darauf.
- Welche Funktionen soll die App beinhalten? Erstelle eine Liste mit Features, die enthalten sein sollen und wie diese zusammenspielen werden.
- Wie soll die grafische Oberfläche aussehen? Brauchst Du eventuell einen Designer oder kennst Du Dich mit Grafikbearbeitung, virtueller Identität und möglichen Avataren bereits aus?
- Welche Berechtigungen benötigt Deine App? Brauchst Du beispielsweise Zugriff auf die Fotos des Benutzers oder bestimmte Sensoren im Handy?
- Welche Zielgruppe spricht die App an? Arbeite Dich in deren Sprache und Fachbegriffe ein, um glaubwürdig zu wirken und recherchiere die Informationen, die Du anbieten möchtest, genau.
- Soll es Länderversionen in verschiedenen Sprachen geben? Dann brauchst Du eventuell ein Übersetzungsbüro, da die automatischen Übersetzungen oft etwas holprig wirken.
Die notwendigen Tools auswählen
Mit dem fertigen Plan ausgestattet geht es nun an das Herunterladen und Installieren der notwendigen Entwicklerwerkzeuge. Lade Dir zunächst Java von Oracle herunter, um die entsprechenden Funktionen für die App-Entwicklung auf Deinem Desktop-PC nutzen zu können. Dann ist es an der Zeit, zu entscheiden, ob Du eher frei programmieren möchtest oder ob Du Dich für einen App-Baukasten entscheidest. Bei den App-Baukästen hast Du den Vorteil, dass Du über vorgefertigte Module verfügen kannst, die Du zu Deiner App zusammensetzt. Du kommst also deutlich schneller zu verwertbaren und professionellen Ergebnissen. Ein Nachteil ist aber, dass Du nicht die vollen Rechte an Deiner App haben wirst und dazu möglicherweise noch Kosten für das monatliche Hosting oder ein Anteil an den Downloadgebühren kommen.
Ein empfehlenswertes Tool ist hier AppYourself, dessen Funktionsumfang jedoch nicht sehr weit über die Programmierung einer mobilen Website hinausgeht. Alternativ dazu hat Google über die MIT-Universität auch einen App-Baukasten veröffentlicht. Dieser soll nach eigenen Angaben eine fertige App innerhalb von 30 Minuten produzieren können. Hier solltest Du Dich zunächst mit den Tutorials beschäftigen, um einen ersten Eindruck von den Anforderungen und Möglichkeiten zu erhalten. Robuste Englischkenntnisse und ein generelles Verständnis für Softwareentwicklung sind dabei von Vorteil. Außerdem kannst Du Dir die komplette Entwicklungsumgebung für Android bei Google herunterladen. Diese heißt Android Studio.
Video: YouTube/Apps That Matter
Wie Du den Google-App-Baukasten des MIT einrichtest
Auf die direkte Programmierung einer App mittels der Programmiersprachen Java und C++ wollen wir an dieser Stelle nicht näher eingehen. Mit dem Baukasten des MIT hingegen kommst Du zügig zu verwertbaren Ergebnissen, ohne Dich stark einschränken zu müssen. Lade Dir, um die fertige App später testen zu können, zunächst den MIT App-Companion für Dein Android-Handy herunter und installiere ihn. Anschließend rufst Du die Website mit den Entwicklungswerkzeugen auf und legst ein neues Projekt an. Gib dem Projekt einen aussagekräftigen Namen. Anschließend verbindest Du Dein Smartphone mit der Entwicklungsoberfläche, indem Du „Connect | AI Companion” auswählst. Du kannst nun entweder den QR-Code abscannen oder den sechsstelligen, angezeigten Buchstabencode auf dem Smartphone eingeben. Du siehst nun auf beiden Geräten die App-Ansicht, so wie sie später aussehen wird. Zu Beginn heißt der erste Bildschirm Deiner App „Screen1”.
Mit dem Google-Baukasten eine App erstellen
Experimentiere nun ein wenig mit den Einstellungen des Baukastens. Alle Änderungen, die Du im Baukasten durchführst, erscheinen sofort auch auf dem Smartphone. Änderungen, die sich nicht sofort grafisch auswirken, werden mit einem kurzen Aufleuchten des App-Bildschirms quittiert. Gestalte also zunächst Deinen App-Hintergrund. Auf diesem laufen später die Benutzereingaben ab und er sollte leicht bedienbar sowie grafisch ansprechend sein. Die meisten Apps verfügen ohnehin über einen Startbildschirm, der lediglich den Namen der App anzeigt und das Thema kurz vorstellt. Daher sollte „Screen1” (den Du natürlich umbenennen kannst) in jedem Falle Dein Startbildschirm sein und über möglichst wenige Detailfunktionen verfügen. Wähle nun ein zu Deiner App passendes Layout aus. Wichtig dabei ist: Alle Komponenten, die Du auswählst, ziehst Du zunächst von links nach rechts auf den App-Bildschirm. Anschließend stellst Du ihre Optionen rechts über das Menü ein.
Video: YouTube/MIT App Inventor
So bekommt Deine App die notwendige Programmierlogik
Wenn die Oberfläche steht, geht es an die Interaktion mit dem Nutzer der App. Schließlich soll diese ja etwas Nützliches vollbringen. Klicke hierzu auf „Blocks” rechts oben in der Ecke. Auf der linken Seite findest Du nun die mögliche Struktur Deiner App. Dir werden bedingte Abfragen angeboten, die Du wie Puzzlebausteine miteinander verbinden kannst. Fange beispielsweise an, indem Du im „Screen2” die Funktion „when Screen2.Initialize” auswählst und nach rechts ziehst. Anschließend kombinierst Du das Puzzlestück über „Any component” und „Screen2” mit der in grün dargestellten Funktion „set Screen2.BackgroundColour to”. Die beiden Puzzlestücke passen perfekt ineinander und warten nun noch auf ihren Abschluß in Form einer Farbe. Diese wählst Du links über „Colors” aus. Wähle beispielsweise Rot aus und füge die Farbe hinten an den grünen Block für die Hintergrundfarbe an. Wird nun der zweite Bildschirm der App aufgerufen, ändert sich dessen Hintergrundfarbe nach Rot.
Video: YouTube/MIT App Inventor
Vom Entwurf zur fertigen App
Füge nun nach und nach die einzelnen Logikbausteine zu Deiner App hinzu. Das oben eingefügte Video hilft Dir dabei, wenn es einmal schwierig wird. Sämtliche Anleitungen sind auch als bebilderter Text verfügbar. Die fertige App kannst du anschließend als sogenannte .apk-Datei auf Deinem Computer abspeichern. Sobald Du mit Deinem Ergebnis zufrieden bist und die App ausführlich getestet hast, kannst Du sie bei Google einreichen und Dich für eine Listung im Play Store bewerben. Hier kannst Du dann entscheiden, ob Deine App generell kostenlos oder kostenpflichtig sein soll. Bitte beachte jedoch, dass Google nicht jede App akzeptiert. Unter den Kriterien sind beispielsweise der Funktionsumfang, die grafische Gestaltung und der Nutzen sowie das Vorhandensein anderer, ähnlicher Apps.
Zusammenfassung
- Jeder kann theoretisch selbst Apps für den Google Play Store entwickeln und so das Softwareangebot für Android-Smartphones und Tablets erweitern.
- Es gibt kostenpflichtige Programmierumgebungen wie AppYourself, die umfangreiche Hilfestellung und auch gleich das nötige Hosting anbieten.
- Die App-Entwicklung selbst ist bei Google über den MIT App Inventor oder mit dem Android Studio kostenlos möglich.
- Vor der eigentlichen Entwicklungsarbeit steht das App-Konzept und die grafische Gestaltung.
- Die eigentliche Programmierung erfolgt durch das Hinzufügen von App-Bildschirmen, zwischen denen der Nutzer später wechseln kann.
- In den App-Bildschirmen gibt es eine grafische Darstellung und eine logische Schicht.
- Die logische Schicht legt fest, was in der App unter welchen Bedingungen passieren soll.
- Die Programmierung erfolgt mit Hilfe von ineinander passenden, grafischen Bausteinen wie bei einer Art Puzzle.
- Die fertige .apk-Datei kann bei Google zur Prüfung einer Aufnahme in den Play Store eingereicht werden.
Hast Du schon mal eine App programmiert? Welche Funktionen hast Du integriert? Schreibe uns Deinen Kommentar.